Sonntag, 23. Juni 2013

Im Verlies

Wir schreien und kreischen und lachen und erschrecken immer aufs neue. Wir sind im London Dungeon und die heutige Vorstellung ist ganz anders als jene Ausstellung, die ich vor 15 Jahren gesehen hab. Wir lassen uns vom guten Schauspiel, von den Requisiten und der Technik in ein finsteres London entführen und müssen auch selbst als Opfer herhalten. Wir werden gefangen genommen, vor Gericht gezerrt, zittern in Sweeney Todds Barbershop und müssen vor Jack the Ripper flüchten. Wir lernen, was man - nach mittelalterlicher Meinung - tun muss, um der Pest zu entgehen und üben, was man beachten muss, um stilvoll gehenkt zu werden. 

Als wir eine Leiche sezieren, um dem Auslöser der Pest auf den Grund zu kommen, schraube ich just in dem Moment meine Wasserflasche auf, als der Arztpraktikant die Eingeweide herauszieht und mich dabei anspritzt. Leider hab ich das eine halbe Stunde später wieder vergessen und trink die ganze Flasche leer. Und weil der Junge hinter mir sich ständig verzweifelt an mir festkrallt, hab ich jetzt Schokofinger am Rücken. 

Zuguterletzt werde ich als schuldige Sünderin gehenkt und falle meterweit  in ein finsteres Loch. Das heutige Abendessen wird ganz schön scharf werden. Dieser Trick hat in Asien auch immer geholfen. 





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