Samstag, 29. Juni 2013

Hiker's high

Die Sonne lacht: "Komm, spiel mit mir!", und ich kann nicht anders. Ich hüpfe aus den Federn und schlüpfe in meine Wanderschuhe. Mein "Pech", dass die ganze Woche über fast ununterbrochen die Sonne lacht. Doch ausrasten kann ich mich später immer noch. Ich mach mich auf nach Dursley ... und der Weg dorthin ist einfach bezaubernd, ein Waldweg reiht sich an den anderen. 

Weil es in der Nacht geregnet hat, ist es zur Abwechslung mal gatschig und so kommt es, dass ich die Eisenbahnbrücke am Hintern runterrutsche. Wenig später ist es mir auch tatsächlich rausgerutscht, "I startet in Pickwick [statt: Painswick] this morning," sag ich einem entgegenkommenden Wanderer. Schallendes Gelächter. Haha.

In Dursley beziehe ich mein Zimmerchen im Knusperhäuschen einer alten Dame. Mangels Dusche nehme ich ein Bad in der alten Badewanne, die auf verschnörkselten Füßen steht. Vor dem Kamin trinke ich eine Tasse Tee, an WLAN ist hier natürlich nicht zu denken. Und morgen nehm ich den Zug nach Bath, liebe Füße. Versprochen! 




Donnerstag, 27. Juni 2013

Hiking queen

Bis Painswick und keinen Schritt weiter!! Angeblich hab ich sowieso den schönsten Teil der Route hinter mir. Auf diesen 75 Kilometern (addiere 8 Kilometer für Verirrungen) bin ich 50 Hügel rauf- und runtergegangen und hab 100 Felder gequert. So I've seen it all. Außerdem gibts 10 - nein 100! - Extrapunkte fürs Wandern mit den Blasen. 

In lovely Painswick angekommen, beziehe ich mein Zimmer in einem Haus aus dem 16. Jahrhundert. Als erstes ziehe ich meine Wanderschuhe aus und schieb sie außer Sichtweite. Lang kann ich nicht im Zimmer bleiben, die Sonne lacht und das Dorf ist ja die "queen of the Cotswolds". Wobei sie dennoch das Schicksal eines Dorfes auf dem Land hinnehmen muss: Das Postamt wurde aufgelassen, die Busverbindung nach Bath gestrichen. Hat den Vorteil, dass Painswick nicht so überflutet ist wie erwartet und - bitte lasst mich in dem Glauben! - nur die fleißigsten Wanderer hier vorbeiziehen. 








Dienstag, 25. Juni 2013

Meet Elizabeth Bennet

Ich verlasse busy London und fahre in die Cotswolds. Hier erwartet mich Jane Austen Idylle: mittelalterliche Kirchen und Häuser aus dem 16.-18. Jahrhundert. Ich kann mich gar nicht sattsehen und wünsche mir, die locals würden diese Romantik abrunden, indem sie Kostüme tragen. Mit meinem 35l-Backpack wandere ich von Chipping Campden gen Bath - 164 Kilometer durch "outstanding national beauty". 

Ich übertreibe es gleich am ersten Tag und geh, hügelauf und hügelab, mit 8kg am Rücken ganze 32 Kilometer. Um halb zehn komm ich in Winchcombe an und such mir ein Zimmer. In einem Pub esse ich fish&chips und kann ... kaum mehr aufstehen. Ich wanke ins B&B und streife meine Schuhe ab. Siehe da, mich zieren 4 Blasen am linken Fuß und eine am rechten. Meine ersten Blasen seit 9 Jahren! Und ich denke an Daniel, dem letztes Jahr das Gleiche passiert ist, als er auf dem Jakobsweg das halbe Haus mitgeschleppt hat. Mein Gepäck ist einfach zu schwer! 

Meine landlady rettet mich: Sie organisiert mir eine günstige Herberge für den nächsten Abend und jemanden, der meinen Backpack für nur 5 Pfund dorthin bringt. Da sie mir die 5 Pfund von meiner Rechnung abzieht, ist der Transport quasi umsonst. 

Ich fühle mich gleich viel besser und besorge mir im Charity Shop einen kleinen Wanderrucksack um 4 Pfund. Der ist rot-gold, hat ein Royales Emblem mit Wappen vorne drauf und ein Knirps baumelt vom Seitenfach. Die antiquierte Dame erklärt mir, dass er ausserdem ein Extrafach fürs verschwitzte Handtuch nach den Leibesübungen und eins für die Ballettschuhe hat. Ich finde ihn entzückend, doch die 4 Pfund zahl ich wohl eher für den Museumswert ... äh, den guten Zweck. 

Fröhlich mach ich mich wieder auf den Weg, denn ab jetzt kann ja nichts mehr schiefgehn. Oder? 

(Fotos von den Cotswolds findet ihr in meinem Album, unter "Cotswolds".)



Sonntag, 23. Juni 2013

Im Verlies

Wir schreien und kreischen und lachen und erschrecken immer aufs neue. Wir sind im London Dungeon und die heutige Vorstellung ist ganz anders als jene Ausstellung, die ich vor 15 Jahren gesehen hab. Wir lassen uns vom guten Schauspiel, von den Requisiten und der Technik in ein finsteres London entführen und müssen auch selbst als Opfer herhalten. Wir werden gefangen genommen, vor Gericht gezerrt, zittern in Sweeney Todds Barbershop und müssen vor Jack the Ripper flüchten. Wir lernen, was man - nach mittelalterlicher Meinung - tun muss, um der Pest zu entgehen und üben, was man beachten muss, um stilvoll gehenkt zu werden. 

Als wir eine Leiche sezieren, um dem Auslöser der Pest auf den Grund zu kommen, schraube ich just in dem Moment meine Wasserflasche auf, als der Arztpraktikant die Eingeweide herauszieht und mich dabei anspritzt. Leider hab ich das eine halbe Stunde später wieder vergessen und trink die ganze Flasche leer. Und weil der Junge hinter mir sich ständig verzweifelt an mir festkrallt, hab ich jetzt Schokofinger am Rücken. 

Zuguterletzt werde ich als schuldige Sünderin gehenkt und falle meterweit  in ein finsteres Loch. Das heutige Abendessen wird ganz schön scharf werden. Dieser Trick hat in Asien auch immer geholfen. 





Samstag, 22. Juni 2013

Im Hühnerstall

Ich fühl mich wie ein Teenager bei einem Schulausflug: Ich schlaf in einem 8er Zimmer, in einem Stockbett ganz oben, in den Gemeinschaftsräumen fließen die Gespräche und der Alkohol. Auch sonst gehts hier zu wie in einem Hühnerstall. Leute kommen und gehen, Gepäckstücke liegen verstreut, man kommuniziert lautstark mit Händen und Füßen und mit der Gitarre. Die Nassräume sind begrenzt und ziemlich eng. So eng, dass ich grad noch in die Dusche passe und wehe, die Seife entwischt mir. Dann muss ich mich bücken aber gleichzeitig versuchen, mit keinem Körperteil auch nur irgendwo anzukommen, ich will ja nicht die überall klebenden Haare und Sonstiges an mir picken haben. Steigt man aus der Dusche, hat man 1x1m Platz für alles rund ums Duschen und Anziehen, muss sich abtrocknen, ohne wo anzukommen und balanciert, um am nass-dreckigen Boden weder nass noch dreckig zu werden. Doch wers im finsteren Dschungel überlebt hat, sollte doch keine Angst vor einer Jugendherberge haben, right? 

Die Studentinnen in meinem Zimmer gebärden sich untypisch: Sie schlafen schon um zehn Uhr und verhalten sich argwöhnisch ruhig. Außer das Mädel unter mir. Die ersten Tage haben wir sie nie gesehen, die Nächte hat sie weiß Gott wo verbracht. Heute meldet sie sich um drei Uhr nachts lautstark telefonierend und Türe zuknallend zurück. Obwohl wir alle aus dem Schlaf gerissen werden, übe ich mich in asiatischer Gelassenheit und denke NICHT darüber nach, was ich jetzt am liebsten mit ihr machen würde. 


Donnerstag, 20. Juni 2013

Wenn einer eine Reise tut

Als ich nach Asien geflogen bin, musste das Flugzeug erstmal enteist werden, um starten zu können. An diesem Hochsommerstag ist es dem britischen Flugzeug zu heiß und wir müssen mit dem Start geschlagene 6 Stunden bis zum Abend warten und so landen wir statt um 5 um 11. Zum Glück hat Daniel vor 2 Jahren seine Oyster Card faulerweise nicht entladen. So muss ich mich nirgends anstellen und komme relativ geschwind in die City. Um Mitternacht steh ich vor meiner Unterkunft. Normalerweise nicht meine präferierte Zeit, um mit Hab und Gut durch London zu stapfen, aber ungeachtet des Wochentags sind sowieso wieder Hundert Leute unterwegs und ich lauf nur 5 Minuten von Earls Court Station. 

Hier hab ich ein Bett in einem 8-Betten-Zimmer eines hostels gebucht. Women only, sprich: mit schnarchfreien Nächten und unverstunkenen Toiletten. Wobei: Schon heut Morgen hab ich einen Jungen gefunden, der verstohlen aus unserer - davor noch sauberen - Toilette kam. Grrrrrrr

(Fotos von London findet ihr in meinem Album, unter "London, GB".)

Wedding pic!!

Ich hab das Hochzeitsfoto von Survivor Island/Borneo erhalten! Ich bin ein bisserl versteckt, aber immerhin part of the crowd. ;-) 


Donnerstag, 6. Juni 2013

Vorfreude

Hmmmm, 3 Monate sind nix und eigentlich könnte ich jetzt mit Katharina im Ashram sitzen und meditieren oder mit Susan quer durch Thailand trampen und warum hab ich überhaupt schon vor Monaten meinen Rückflug gebucht? Aber dann denke ich an meinen Gipfelsieg am Mount Kinabalu (4.095m bittesehr), die Gaudi beim Harlem Shake mit den Amis, an meine ersten Surfversuche ... an die Orang Utan-Kinder und ans erste Mal einen Elefanten anfassen ... und denk mir, die 3 Monate waren ganz schön bezaubernd. 


Während meine Landsleute verzweifelt auf den Frühling gewartet haben, der nicht und nicht kommen wollte, habe ich keine Socken und (fast) nur offene Schuhe getragen. Sommerkleider, kurze Hosen,T-Shirts und keinen Pullover. Ich habe täglich frisch gepresste Fruchtshakes und herrlich reifes Obst gegessen und zum Abkühlen Eistee getrunken. Ich habe das Herzliche, Ruhige, Ausgeglichene der Asiaten kennengelernt, denen die Familie sehr am Herzen liegt und für die der Job ganz unten auf der Liste - gespickt mit viel Ruhepausen - steht. Ich bin oft barfuß gelaufen und trotz des faulen Lebensstils hin und wieder an meine Grenzen gegangen. Und nach jeder noch so kleinen Anstrengung hab ich mir eine suuupergünstige Massage gegönnt.

Eingehüllt in Mütze und Schal sitze ich am Kachelofen meiner Eltern. Mein Vater schaltet zusätzlich die Zentralheizung ein, damit ich nicht erfriere - oder den nächsten Flieger gen Sonne nehme. Alle halten ob der Jahrhundertflut den Atem an. Zurückkommen halt. 

Doch der Weltenbummler in mir kann sich in Vorfreude üben, in 10 Tagen gehts zu Iris nach Großbritannien. Außerdem freue ich mich auf die Pilgerreise mit meinem Vater im August und die Reise nach Wissen-wir-noch-nicht mit Daniel im Herbst. Und das Beste von allen? Ich muss noch laaaaaaaaaaaaange nicht im Büro erscheinen. 


Dienstag, 4. Juni 2013

Mein Leben in Flipflops

Sich am surfen probieren, Sandstrände abklappern, shoppen, mit Einheimischen lachen, Leute kennenlernen, sich bei Yoga verbiegen, eine Massage genießen - Bali macht Spaß und - vom Surfen mal abgesehen - an Anstrengung wie eine Vulkanbesteigung haben wir nie ernsthaft gedacht. 

Aber an die balinesische Trimm-dich-Kultur bei Sommer, Sonne, Meer könnten wir uns gewöhnen. Nach Schule oder Arbeit gehts erstmals ans Meer surfen. Das Surfboard wird mit einer selbstgebastelten Vorrichtung ans Moped geklemmt oder einfach (vom Fahrer oder Beifahrer) in der Hand gehalten. Ah ja, unsere Augen trügen uns nicht: Mit dem Moped fahren "dürfen" tatsächlich schon Kinder, ein Autoführerschein (ohne Fahrprüfung) kostet 50 Dollar. Für meine Nerven ist es gut, dass ich davon erst am Ende meiner Reise erfahre. Obs am Karma liegt oder an den Sonnenstunden: Die Balinesen sind entspannt, freundlich und haben immer ein Lächeln auf den Lippen. 

Während ich mittlerweile etwas gesättigt bin von der asiatischen Kost, stopft Daniel wie ein Mähdrescher 3x täglich Nasi oder Mi Goreng in sich hinein. Obs tatsächlich am Hunger liegt oder an den Preisen? Ein Abendessen - 1 Starter, 2 Hauptspeisen, 1 Nachspeise, 2 Kaffees und 2 Softdrinks - kostet im Warung nicht mehr als 7,50 Dollar. 

3 Wochen Bali heißt auch 21 Tage ohne Socken und feste Schuhe, dafür barfuß oder in Flipflops. Kein Scherz: Die Balinesen gehen in ihren Flipflops sogar joggen. 





Sonntag, 2. Juni 2013

Von Menschen und Göttern

Ketut, der Fischer aus Padang Bai, fährt uns nach Sanur. Nach 2-tägigen Preisverhandlungen am White Sand Beach, bei denen wir gefeilscht und gelacht und zuweilen sogar die Angebote tanzend artikuliert haben, sind wir doch auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Ketut ist ein Plappermäulchen und so haben wir während der Fahrt viel über die balinesischen Kultur erfahren. Wir wissen nun auch alles über die drei Arten von Karma, die mit ein Grund sind, warum die balinesischen Hinduisten so lieb und nett sind.

Nach einstündiger Fahrt sind wir ganz oooohhhmmmmmm von der beruhigenden balinesischen Musik und erkunden die Stadt. Sanur liegt im Südosten der Insel mit einem seeeeeehr langen Sandstrand und ist - wie wir sehen - bei pensionierten Pauschaltouristen beliebt und ziemlich zugepflastert mit Hotels. Schlagzeilen machte jener große Hotelklotz, der in den 60-er Jahren Anstoß für heftige Diskussionen über Bauvorschriften gegeben hat. Seitdem darf kein Gebäude höher sein als eine Palme. 

Derselbe Bauklotz war Jahre später wieder in den Medien. Es brennt, es brennt! Ein ganzer Flügel ist abgebrannt. Doch inmitten des verkohlten Chaos ist ein einziges Zimmer komplett heil geblieben, obwohl alles daneben, darunter und darüber verwüstet wurde. Das kann wohl nicht mit rechten Dingen zugehen! Die Balinesen sind überzeugt, dass in diesem Zimmer eine Meeresgöttin wohnt. Seitdem wird das Zimmer nicht an Irdische vermietet. Doch wird täglich Frühstück gebracht und regelmäßig geputzt.

Nach  wochenlanger asiatischer Kost haben wir genug von Reis und Nudeln und besuchen Massimo, einen waschechten Italiener, der mit seiner Pizzeria ein Stück Italien ins Land geholt hat. Von seinen Pizzen werden wir noch sehr lange träumen.

(Fotos gibts in meinem Album, unter "Sanur".)


Samstag, 1. Juni 2013

Beachhopping


Laut CNN waren wir ganz schön fleißig. Haben wir doch schon einige der angeblich schönsten Strände Balis abgeklappert: rund um die Surfer-Hochburg Padang Padang und Nusa Dua im Süden und alle Strände rund um Amed. 

Nun stecken wir die Zehen in den White Sand Beach (Bias Tugal) in Padang Bai und, zugegeben, es ist wirklich traumhaft hier. Da die Hauptsaison noch nicht angerollt ist, bleibt der Strand fast menschenleer. Und so versammeln sich die Strandverkäufer, Masseurinnen und Standlbesitzer und spielen Schach, erzählen Geschichten und scherzen mit den wenigen Gästen. So kommt es, dass ich nun die Lebensgeschichte von Ketut, dem Fischer und Adi, dem Standler und so ziemlich aller kenne, die sich auf Bias Tugal tummeln. 

Die Wellen sind gigantisch und die Strömung macht das strandeinwärts Schwimmen zu einer sportlichen Höchstleistung. Hinzu kommt, dass Adi mir  (im Gegensatz zu Daniel) keine Flossen und eine Kinderschnorchelbrille geborgt hat, die selbst mir zu klein ist und verdächtig nach Benzin riecht. Zurück am Strand bin ich ganz schön benebelt von der Anstrengung und dem Schnüffeln und brauch mal eine Pause, die  wohl bis zum Abend andauern wird. Überhaupt bin ich ganz schön faul geworden. Beispielsweise hab ich mir heute vorgenommen, am Strand laufen zu gehen ... und dann doch schlicht und einfach darauf vergessen. Die wöchentlichen 3x Fittie scheinen meilenweit entfernt. 

Wir wollen uns von der Postkarten-Bucht nicht lösen und beschließen, eine Nacht länger zu bleiben. High five auf die Nebensaison! 

(Fotos gibts in meinem Album, unter "Padang Bai".)