Dienstag, 28. Oktober 2014

In the wee hours

Und so haben wir alle unseren Rhythmus gefunden: Ich steh um 6 auf, um zuerst ein bisserl herumzuturnen und danach ein bisserl mehr zu arbeiten, abends gehts auf die Uni oder in meinen neuen Chorkurs. Blanca darf etwas länger schlafen: Ihre Uni-Kurse beginnen nie vor 10. Zwischen den Kursen kostet sie sich durch die heimischen Mensen und abends gehts ins kulturelle Wiener Leben (die Gute hat sogar eine Jahreskarte fürs Kunsthistorische Museum). 

Danae aus Griechenland, die unsere Kanadierin ersetzt (die uns aufgrund der dagelassenen Dinge IMMER in guter Erinnerung bleiben wird!!), schläft deutlich länger und wird unter tags selten aktiv. Mittlerweile weiß ich, dass sie zwar Architektur studiert, in Wien aber Geschichtskurse belegt, die sie sich in Athen nicht anrechnen lassen kann, sprich: Party-Semester! Dem Klischee entsprechend geht sie abends um 10 außer Haus … und kommt gern weit nach Mitternacht mit einer lautstarken Truppe heim. Meist zieht die Truppe weiter nachdem sie uns geweckt hat. Alle? Naja, alle bis auf einen (boyfriend?). 

Und das ist dann auch jene halbe Stunde in the wee hours, in der Blanca und ich uns vor den Lauten retten, die wir nicht hören wollen, und uns Teetrinkend und Geschichtenerzählend in der Küche wiederfinden. Und so plaudern wir von Blancas Unileben in Salamanca, von nationalen Klischees („Sound of Music“, bähhh) und von all den Sachen, die Blanca auf der Uni über das österreichische Leben lernt. Ganz schön interessant und herrlich erfrischend. Könnte nur zu einer anderen Uhrzeit stattfinden. 



Dienstag, 21. Oktober 2014

Challenge me

Also, ich bin baff! Grad war ich in der Waschküche, wo es tatsächlich nur 2 Waschmaschinen & 2 Trockner für ein Heim voller Studenten gibt. Und dann dürfte der Sonntagabend noch ein beliebter Zeitpunkt fürs Wäschewaschen sein. Vor den Geräten steht eine Schlange zur Tür raus bis in den nächsten Gang. 

Doch ich habe Glück: Eine Waschmaschine wird grad frei ... und alle anderen warten offensichtlich auf die Trockner. Bzw. den Trockner, denn einen spickt ein Zettel mit der Aufschrift "Smells of Smoke!!!" Ich stecke meinen Kopf in das Gerät, riecht aber alles ganz normal. Hmmm. 

Einen Waschgang später wage ich es auch. Und? Nix! Alles paletti, trocken und wohlriechend. Dürfte sich ein betrunkener Student vom Partyraum nebenan einen Scherz erlaubt haben. Oder aber es wollte sich jemand ein Gerät reservieren. Jedenfalls danke für die ersparte Wartezeit! 

Doch wo sind die Studenten hin, die nichts für unmöglich gehalten und alles hinterfragt haben? 



Dienstag, 14. Oktober 2014

Qualitätskontrolle

Der Oktober ist ins Land gezogen und mit ihm strömen Tausende in- und ausländischen Studierende nach Wien … und in mein Incoming-Heim am Wurschtelprater. Da es hier nun etwas eng wird, zieh ich weiter in ein anderes (weniger frequentiertes da älteres und nicht so zentrales) Incoming-Heim am Hernalser Friedhof.

Beim Betreten meiner neuen Wohnung stürmt mir Blanca aus Spanien entgegen, die Translationswissenschaften in Salamanca studiert und unglaublich perfektes Deutsch spricht. Sie quasselt und quasselt und quasselt und ich falle (wieder mal) erst um Mitternacht ins Bett.

Meine zweite WG-Kollegin lerne ich nur flüchtig kennen: Ava aus Kanada packt grad ihre Koffer, sie zieht am nächsten Morgen in eine WG.

Als ich abends nach Hause kommen, stürmt mir wieder Blanca entgegen: Ava habe ganz viele Sachen dagelassen und was wir nun mit all diesen Dingen anfangen sollen. Ein Blick auf die Sachen und die Antwort ist schnell gefunden: Nutella? Marmelade? Toastbrot? Tee? Wird wohl alles dankbare Abnehmer finden. Nicht doch, meint Blanca, wir können doch keine fremden Sachen entwenden. Naja, offensichtlich wollte Ava die Sachen halt nicht schleppen.

Wir einigen uns auf einen Kompromiss: Wir lassen die Lebensmittel 1 Woche in der Küche stehn und wenn sie bis dahin nicht abgeholt wurden, dann schmatz! … Nun mach ich jeden Abend eine kleine Nutella-Qualitätskontrolle. Denn Lebensmittel vergeuden, wo kämen wir da hin?


Donnerstag, 9. Oktober 2014

Aus 3 mach 5

In unserer Mädels-WG ist nun auch die 4. im Bunde gelandet: Maddie aus Kanada, die in Chicago studiert. Sie hat uns auch ein Geschenk mitgebracht: Ihren boyfriend Josh, der zwar sein eigenes WG-Zimmer gebucht hat, es aber doch vorzieht, bei uns zu schlafen, waschen, duschen, kochen, essen … also, einfach alles mit uns zu teilen.

Wir Mädels sind zunächst mal skeptisch. Jetzt können wir nicht mehr halbnackt direkt vom Zimmer unter die Dusche steigen, mit der Feuchtigkeitsmaske im Gesicht kochen oder vorm Fortgehn in der Küche verschiedene Kleider anprobieren. Mit einem fremden Mann unterm Dach wird alles ein bisschen komplizierter.

Eines Morgens muss ich mich für eine Firmenveranstaltung schick machen, doch der blöde Zippverschluss am Kleid geht nicht und nicht zu. Was tun? Meine Studentinnen schlafen natürlich noch und so halb verpackt kann ich unmöglich das Haus verlassen. Plötzlich öffnet sich eine Zimmertür, Josh muss auf die Toilette. Ich stell mich ihm in den Weg und deute: Zumachen! Er hat den Zipp in Sekundenschnelle geschlossen und lacht: „Sowas muss ich eh täglich machen.“ Fein! Und außerdem ist nicht alles schlechter seit Josh im Haus ist, die Häferl sind immer abgewaschen, die Glühbirne hat endlich (w)er eingeschraubt. Und Schokolade bringt er auch immer mit. Eigentlich gar nicht so übel, dieser Mann im Haus. 


Donnerstag, 2. Oktober 2014

Babysitter

Kate hat auf ihre erste Deutschprüfung einen 2er gekriegt! Wir sind beide überrascht, aber natürlich auch stolz. Das muss gefeiert werden – und zwar ausnahmsweise nicht mit einem Besuch des Wurschtelpraters, sondern mit einer girls night in. Passend dazu habe ich Wein, Schokolade, ein paar Gesichtsmasken und ein Wimpernfärbemittel besorgt. Nice things for nice girls.
 
Zu später Stunde falle ich ins Bett und Kate …. wäre wohl nicht Kate, wenn sie nicht ausgehen würde. Da sie sich noch nicht an die mickrigen heimischen Ladenöffnungszeiten gewöhnt hat, hat sie auch keinen Alkohol zum Vorglühn/Mitnehmen gekauft.Sie stöbert im Fundus der (von den früheren Incoming-Studierenden) zurückgelassenen Dinge und stößt auf eine Flasche Stroh Rum. … „Willst du auch wieder nach Hause finden?“ Kate antwortet mit einem Husten. Der erste Schluck aus der Flasche ist schon mal gut angekommen. Ich krame in der Kiste und finde eine Bierflasche. „Hier“, sag ich, „ist wohl besser für dich.“ Sie strahlt: „Beer, much better!“ … Dass auf der Flasche „Almdudler alkoholfrei“ steht, verschweige ich ihr doch lieber. Some things are better left unsaid …